Amok laufen….
„Der Mörder von zehn Mitschülern im finnischen Kauhajoki hat seinen Amoklauf sechs Jahre lang vorbereitet. Das ergab eine Durchsuchung des Zimmers des 22-jährigen Matti Saari in einem Studentenwohnheim der westfinnischen Kleinstadt…“
Liebe Redakteure (diesmal von HAZ.de): AMOK kann man nicht planen. 6 Jahre vorbereitung lassen nicht wirklich auf einen Amoklauf sondern, m.E. auf geplanten, kaltblütigen Mord schließen.
Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht man unter Amok „eine willkürliche, anscheinend nicht provozierte Episode mörderischen oder erheblich (fremd-)zerstörerischen Verhaltens.
So etwas geschieht planlos. Nur weil ihr das Wort AMOK so toll findet, benutzt es doch bitte nicht für jeden Durchgeknallten Psychopathen der andere Menschen ermordet.
Erst grübeln – dann dübeln“
Stimmt, auf die üblichen Klischees habe ich auch gewartet. Und prompt standen sie dann auch gestern in der HAZ.
Aber, man höre und staune:
im Gegenzug wurde auch gebracht, dass man dieses Ausrasten nicht nur darauf schieben könne. Man solle auch bedenken, dass Finnland in den Pisa-Studien die besten Ergebnisse brachte, dass (fehlende) Bildung also offensichtlich kein ausschlaggebener Moment sein könne, und dass Finnland obendrein die höchste Waffendichte neben USA und Kanada(?) hätte. Ja, nee, ist klar, dann sind das ja richtig wenig Ausraster, bei den vielen Gelegenheiten, die da NICHT wahrgenommen werden…
Ich persönlich habe ja die Theorie, dass das mit dem Wetter zusammenhängt. Da oben muss man ja Depressionen kriegen, bei überwiegend Regen und Sturm. Außerdem ist es da viel zu kalt. Kein Wunder, dass die ständig in der Bude hocken (das erklärt dann auch die gute Bildung) und das Sozialverhalten bleibt auf der Strecke.
Ich habe mal einen Bericht über die Inuit (Eskimos) gesehen, in dem gesagt wurde, dass bei denen die Sterblichkeitsrate unter den Jugendlichen die höchste in der ganzen Welt sei, und zwar durch die vielen Suizide. Die Inuit leben noch weiter im Norden…
Alles klar?
Ich dachte immer, wenn der Amokläufer sich selber umbringt, dann war es keine durchgeplante Tat.
Aber wenn man von einer Planung ausgeht, stellt sich die erschütternde Frage: wie wenig Sinn muss jemand im Leben sehen, damit er nicht nur andere Leute umbringt, sondern sich selber geplant, und nicht im Affekt(!!!), selbst eine Kugel reinjagt???
@Kefa: Stimmt, das fehlt wirklich noch. Killerspiele und Metal-Musik. Gerade die Finnen müssten alles potentielle Amokläufer sein, wo doch beachtlich viel (gute) Metal-Musik aus Finnland kommt.
Ha, das ist witzig, das hab ich so noch gar nicht betrachtet, bzw. da auch noch nicht so drüber nachgedacht. Ich warte bei solchen Meldungen eigentlich immer nur darauf, welche „Killerspiele oder -filme“ die nun schon wieder genossen haben sollen.
Aber stimmt schon, Amok hat doch irgendwie was von ausrasten und wahllos (!!!) herumschießen. Soll ja Staaten geben, in denen der Waffenbesitz normal ist und wo man sich auch gar nicht erst kompliziert eine Waffe besorgen muss.
Oder wenn man 6 Jahre lang Hass schiebt auf irgendjemanden (so wie oben beschrieben) und dann mal das Fass überläuft, dann ist das ja auch irgendwie spontan (also die Tat, nicht der Hass)…
Aber 6 Jahre planen, Opfer auswählen, Waffe organisieren, etc., das würd ich dann auch nicht mehr als Amok bezeichnen.
Gruß, Kefa
Das ist eine berechtigte Frage, auf die ich keine Antwort geben kann. Nur wird heutzutage jeder, der scheinbar planlos Leute erschiesst, erstmal zum amok-Läufer. Meist stellt sich dann heraus, dass es von langer Hand geplant war. Auch musste ja eine Waffe organisiert werden etc. Und so richtig planlos wurden die Opfer offenbar auch nicht ausgesucht. Das ist für mich tatsächlich Mord, ggf. Totschlag. Aber Amoklaufen ist etwas nicht planbares, etwas nicht vorhersehbares….
Ich behaupte: Amok ist meistens nicht völlig planlos. Dann hätte der Amokläufer in dem Moment nämlich keine Waffe dabei.
Im Film „Falling down“ ist der Amoklauf tatsächlich überraschend, sogar für den Täter. Aber in der Realität spielt so ein Täter sicherlich jahrelang mit dem Gedanken jemanden (bestimmtes) umzubringen, da müssen sich auch Wut, Hass und Agressionen erst mal aufgestaut haben. Dass vorher was aufgezeichnet wird, sehe ich eher als einen Versuch der Verarbeitung, als einen Versuch, diese Gefühle unter Kontrolle zu kriegen.
Warum ich das so sehe?
Ich habe in meiner Ausbildung meinen damaligen (sadistischen) Ausbilder schriftstellerisch (!!!) hingerichtet. Den habe ich gehasst, bis aufs Blut.
Ok, ich habs mir nur vorgestellt, aber wenn ich damals die Gelegenheit gehabt hätte,… ich kann bis heute nicht beschwören, dass ich sie ungenutzt hätte vertreichen lassen.
Es hätte keiner weiteren Provokation seinerseits bedurft. Ich hätte einfach nur noch rot gesehen, meine Rache in greifbarer Nähe und keinen Grund mehr, mich zu beherrschen.
Und? Wäre das dann Kurzschluss oder Mord gewesen?
Naja, angesichts der langen Zeitspanne, die dieser Amok-Lauf brauchte um sich zu einem solchen zu entwickeln, könnte man ja vielleicht auch von Amok-Gehen reden 😉